Wie Audios im Netz zum Blickfang werden. Ein Gastbeitrag von Tobias Gasser.
Audios haben es schwer in der Social-Media-Welt. Aber vielleicht nicht mehr so schwer wie früher. Denn seit einiger Zeit gibt es Audiogramme. Das sind kurze Videos mit einem Standbild und meist mit einer animierten Audiowelle (Amplitude). Die Audiowelle signalisiert: Achtung! Zuhören!
«Audiograms» sind eine praktische und attraktive Lösung, O-Töne für Twitter, Facebook und Instagram aufzubereiten und teilbar zu machen. Bis vor ein paar Monaten brauchte man teure Software-Pakete wie Adobe Premiere und After Effects, um Audiogramme zu produzieren. Inzwischen gibt es aber kostenlose oder preisgünstige Tools, die die Produktion sehr vereinfachen. Hier eine Übersicht:
Ich glaube, das Geheimnis eines schönen Audiogramms liegt in der bewegten Wellenform. Wie von Sandra Müllerschön auf den Punkt gebracht: die Wellenform signalisiert, es ist Radio – und doch bietet sie einen Reiz fürs Auge.
Clammr macht das toll. Aber manchmal möchte man solche O-Töne zum Klicken selbst produzieren – ohne Clammr-Logo in der rechten Ecke unten.
Mit After Effects produziert man tolle Kurz-Audiohörstücke. BR24 machen das beispielhaft vor. Aber After Effects ist teuer. Über 20 Franken bzw. 24 Euro monatlich. Das leisten sich Redaktionen, nicht freie Hörfunkerinnen und Hörfunker.
Diese Anleitung hier ist eine DIY-Lösung. Zugegeben: Es sieht nicht so fancy aus, wie wenn es aus der Adobe-Küche kommt. Okay, der Aufwand ist etwas gross, der Arbeitsablauf ist etwas kompliziert. Aber mit eine bisschen Routine wird man jedes Mal besser. „Die Audiowelle machen…“ weiterlesen
Neue Versuche, Audio ins Netz zu bringen. Plötzlich geht was.
Da schwärme ich seit ewigen Zeiten vom „Radio für die Augen„, werbe für visualisierte Audio-Higlights im Netz und komme mir vor wie die Ruferin in der Wüste und dann das:
Die Nachrichtenplattform BR24 hat einen Radio-O-TON bebildert und via Twitter und Facebook ins Netz gebracht. Auf geniale Art, wie ich finde. Und was ein Glück: Die Macher bei BR24 sind nicht die einzigen, die gerade versuchen, Audios mit mehr Wumms ins Netz zu bringen. Es gibt gleich ein paar neue Tools und Ideen. „Radio: Sichtbar. Teilbar. Endlich.“ weiterlesen
Ich durfte für das Online-Magazin des Deutschen Fachjournalistenverband aufschreiben, welche Erfahrungen Katharina Thoms und ich machen mit unserem ersten Scrollytelling-Format. Und soviel vorneweg: Eigentlich ist Scrollytelling wohl oft auch „Klicktelling“ und das wichtigste beim Produzieren ist Ruhe. Warum, lest Ihr hier.
Fragen zu „Jeder Sechste ein Flüchtling“. Und Antworten.
Seit Katharina Thoms und ich die Webdoku „Jeder Sechste ein Flüchtling“ machen, werden wir viel gefragt: Warum macht Ihr das? Wie macht Ihr das? Und seid Ihr nicht eigentlich Radiomacherinnen?
Antwort: Ja. Sind wir. Aber eben nicht nur.
Beide waren wir schon lange begeistert vom „Scrollytelling“ – dieser Erzählform im Internet also, die Filme, Bilder, Texte und Töne verbindet und durch die der Nutzer selbstbestimmt durchscrollen kann. Nur fehlte uns oft der Sound.
Wir wollten es deshalb radiophon angehen, wollten mehr Audio und Sound ins Spiel bringen. Und wir sind glücklich, dass man das offenbar merkt.
Selten war Zuhören im Netz schöner:
NPR’s neues Projekt „A photo I love“.
Da kommt man müde vom Frühdienst heim, klickt noch ein wenig rum und dann das: Ein absoluter Hinhörgucker von NPR, der mich von den Socken haut. Denn „A photo I love“zeigt einmal mehr, wie Internet aussehen könnte, das Hörfunker machen: Ein Internet, das an den Ohren packt. Und dabei genial einfach.
Jedes Mal ein bisschen besser. Hoffentlich. Oder: Meine zehn Lieblings“tricks“
Für die, die’s noch nicht wissen vorneweg: Ich liebe Audio-Slide-Shows. Und ja: Das ist was mit Bildern und doch irgendwie Radio. Denn Audio-Slide-Shows machen Lust aufs Zuhören und sind so gesehen (!:)) „Radio für die Augen„.
In meinem neuesten Stück geht’s um einen Wissenschaftler, der (nicht nur) in Bhutan, die Wanderwege wilder Tiere untersucht:
Und selten hat mir eine Audio-Slide-Show so viel Spaß gemacht. Selten hab ich bei einer Audio-Slide-Show so viel gelernt. Denn nicht nur das Thema war mir neu. Mir ist dabei auch (vollends) klar geworden, worauf ich selbst bei Audio-Slide-Shows Wert lege. Was mir persönlich gefällt. Und was ich für wirkungsvoll halte. „So wirken Audio-Slide-Shows“ weiterlesen
Audios als bewegte Schrift (und mehr)
So werden O-Töne im Netz sichtbar
Manchmal packt es mich. Dann muss ich das, was ich anderswo gesehen habe, selber ausprobieren. Zum Beispiel: Schriftanimationen. Die faszinieren mich schon lange. Denn oft wirkt Gesagtes noch intensiver, wenn es zusätzlich als Schrift erscheint.
Auf youtube gibt es längst eine eigene kleine Szene, die zum Beispiel Filmdialoge verschriftbidlicht, oft auch Gedichte, selten O-Töne. Aber warum eigentlich? Und hätten nicht gerade Radiomacher immer wieder ungewöhnliche O-Töne, die man auf die Art für Netz pimpen könnte? Doch! Finde ich.
Also habe ich es nun endlich einfach ausprobiert. Mit einem Mini-O-Ton aus einem Interview mit dem Schauspieler Uwe Friedrichs.
Was ein Film über Radio-Nostalgie mit Zukunft zu tun hat
Ein Gastbeitrag von Katharina Thoms
Da ist das Radio in Deutschland doch gerade 90 Jahre alt geworden. Ein Greisenalter also, in dem man gerne an die Vergangenheit denkt. Und das meist im Ohrensessel – allein. Just da läuft im Wettbewerb für Junges Kino bei DOK Leipzig dieser Film “Silence Radio” über ein Bürgerradio, das alten, einsamen Menschen ein letzter Lebensbegleiter ist – vor ihrem Tod.
Englischsprachige Kollegen zeigen, wie Radio im Netz sichtbar wird.
Es ist und bleibt ein Problem: Das Internet hat keine Zuhörer. Meistens jedenfalls. Denn Audio allein ist im Netz ein Rohrkrepierer. Geklickt werden Texte, Bilder, Videos, nicht Radiobeiträge.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Internet bietet zu viele Ablenkungen. „Zuhören, ohne zu wissen, wohin man den Blick richten soll, fällt vielen Usern schwer.“ – Ein Satz, den ich schon vor einem Jahr geschrieben habe. Damals verbunden mit einem Plädoyer für mehr Audio-Slide-Shows.
Doch es geht noch mehr.
Wie wär’s zum Beispiel mit animierten Interviews? Eine Methode, die man bei „Blank on Blank“ bewundern kann, einem US-amerikanischen Nonprofit-Projekt, das alte Interviews zeichnerisch ins Bild setzt – zum Beispiel diese Aufnahme mit den Beastie Boys:
Radio Duisburg beweist: Es muss nicht immer Hollywood sein.
Auch schlichte Audio-Slide-Shows wirken.
Zu aufwändig. Zu speziell. Zu teuer. Es gibt viele Argumente, mit denen Radiomacher sich gegen Audio-Slide-Shows wehren. Trotz der vielen Vorteile. Und trotz der vielen bestechenden Beispiele, die belegen, dass Audios im Netz erst mit Bildern wirken.
Um so erfreulicher, dass Radio Duisburg sich jetzt an eine ganze Audio-Slide-Show-Serie traut. Eine ohne großen Aufwand. Aber mit Wirkung. „Einer von 500.000“ heißt sie.
Worauf kommt es beim Bebildern von Audios an?
Ergebnisse eines Workshops mit MDR-Radiomachern in Dresden.
Für alle im Kurs war es das erste Mal. Das erste Mal, dass sie Töne fürs Internet bebildern sollten. Das erste Mal, dass ihre Aufnahmen nicht nur nach was klingen, sondern auch nach was aussehen sollten. Ihr Ziel: Audios mit Audio-Slide-Shows fürs Netz attraktiver machen.
Anderthalb Tage haben sie sich für die Praxis Zeit genommen. Ihr Auftrag: Eine Toncollage bebildern. Ein Mini-Portrait machen. Um die 2 Minuten lang. Hier ein paar der Ergebnisse:
Wie Audio-Slide-Shows Radio ins Netz verlängern.
Warum sie besser zum Radio passen als Videos.
Was Radiomacher alles mit Audio-Slide-Shows machen können.
„Die größte Stärke des Radios ist seine Beschränkung: es hat keine Bilder. Radio zwingt Dich also einfallsreich zu sein, auf Worte, Klänge, Sprache zu achten,“ schreibt Joe Richmann von NPR.
Er hat recht. Radio ist viel persönlicher, emotionaler als Fernsehen es je sein könnte, eben weil keine Bilder ablenken vom Wesentlichen.
Doch im Netz gehen Radiobeiträge ohne Bilder oft unter, weil das Auge auf Reisen geht: Hier eine Textstrecke, da ein Video und ein Klickbutton zwei Zeilen weiter. Zuhören, ohne zu wissen, wohin man den Blick richten soll, fällt vielen Usern schwer.
Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 jedenfalls belegt:
Internet-User hören zwar zunehmend übers Netz Radio. Das zeitversetzte Hören aber stagniert. Auch Podcasts werden immer weniger genutzt. Im Unterschied dazu nutzen Internet-User immer häufiger Videoportale und schauen zeitversetzt fern. Die Zuwachsraten sind enorm.
Müssen wir Radiomacher also mehr Videos ins Netz stellen? Ich denke: Nein. Denn viel besser als Videos passen Audio-Slide-Shows zum Radio. Sie geben einem nämlich erstaunlicherweise das Gefühl, „Radio zu sehen“ und können vielfältig eingesetzt werden, wie BBC, NPR und DRS beweisen.