Worauf kommt es beim Bebildern von Audios an?
Ergebnisse eines Workshops mit MDR-Radiomachern in Dresden.
Für alle im Kurs war es das erste Mal. Das erste Mal, dass sie Töne fürs Internet bebildern sollten. Das erste Mal, dass ihre Aufnahmen nicht nur nach was klingen, sondern auch nach was aussehen sollten. Ihr Ziel: Audios mit Audio-Slide-Shows fürs Netz attraktiver machen.
Anderthalb Tage haben sie sich für die Praxis Zeit genommen. Ihr Auftrag: Eine Toncollage bebildern. Ein Mini-Portrait machen. Um die 2 Minuten lang. Hier ein paar der Ergebnisse:
Die Erstlingswerke zeigen einmal mehr, worauf es ankommt:
– auf ein Mindestmaß an Bildgestaltung
- Wichtigster Tipp für Foto-Laien, die wir Radiomacher ja oft sind: Motive aus der Mitte nehmen! Prinzip „Drittelung“:
- Spannung ins Bild bringen: Bewegung platzieren – Interaktion zeigen – Mit Schärfe und Unschärfe spielen
- „Dreidimensionale“ Bilder machen: Räumen Tiefe geben durch klare Vorder- bzw. Hintergründe.
- Unterschiedliche Einstellungen: Details/ Nahe / Halbnahe / Totale – weil beliebig kombinierbar. Ideal: Fotoauswahl nach der Five-Shot-Rule der BBC-Videoschule:
- Was? – Hände – Detailaufnahme
- Wer? – Gesicht/Person – Groß
- Wo? – Aktion im Raum – Halb -Totale
- Wer? Was? Wo – Variante – Overshoulder
- Wow-Shot – Ungewöhnlicher Blick, überraschendes Motiv
- Allgemein: Menschen! Gesichter sind natürliche Hinkucker.
– auf gekonnten Schnitt und sorgsame Montage:
- Ruhe. Bilder wirken lassen. Dem Audio Luft lassen. Nicht „totschneiden“. Rhythmus-Gefühl.
- Geräusche und Atmo ruhig über längere Passagen stehen lassen. Wir müssen (und sollen) nicht immer texten/gesprochene O-Töne setzen.
- Stille muss ein Stilmittel sein/einen Grund haben. Wenn sie ansatzlos kommt, wirkt sie wie ein Schnittfehler.
- Zu gleichförmigen Bilder-/Tonrhythmus vermeiden. Spannung entsteht durch Varianz.
- Finger weg von einem Übermaß an visuellen Effekten. Vorsicht bei Zooms, Bildbewegung, Überblendungen. Sparsam einsetzen.
- WENN Effekte, dann mit Grund: Was sollen sie aussagen? Möglichst als Stilmittel etablieren. Nicht nur EINMAL einsetzen.
- Echte Schnitte wirken schlüssiger und aussagestärker als Überblenden. Auch Blenden aus dem und ins Schwarze nur mit erkennbarer Absicht einsetzen.
- Kein langer Vorspann. Internet-User sind schnell wieder weg. Auch bei einer langsame Erzählform wie der Audio-Slide-Show. Die Geschichte muss schnell beginnen.
– auf gutes Storytelling/Erzähl-Handwerk:
- Die Bilder sollten aufeinander aufbauen/eine Logik in sich haben: Sich wiederholende, weit auseinander liegende Bilder aus ein- und derselben Situation vermeiden. Sie wirken beliebig. Ton und Bild fallen dann auseinander.
- Hinhörer und Hinkucker-Prinzip. Erster Ton und erstes Bild müssen sitzen. Sie ziehen in die Geschichte hinein.
- O-Töne sollten vor allem Emotionen/Persönliches liefern, weniger Fakten.
- Erklärendes lässt sich besser mit Schrift-Einblendungen liefern (blieb im Seminar leider ungenutzt)
Noch mehr Tipps, Links, Beispiele zum Thema „Radio für die Augen“ und Audio-Slide-Shows hier. Und wer selber mal unter Anleitung üben will: Ich freue mich über Workshop-Anfragen. Bis dann vielleicht.