Die Art, wie wir im Radio über Menschen berichten, die sich umgebracht haben oder umbringen wollten, kann weitere Menschen das Leben kosten. Wie man es richtig macht, lehrt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.
Ich weiß, es fällt uns Radiomachern (und allen anderen Medienschaffenden) schwer: Da versucht am Wochenende ein bekannter Fußball-Schiedsrichter, sich vor einem Spiel das Leben zu nehmen. Das Spiel muss abgesagt werden. Die Geschichte ist in der Welt. Sie hat Folgen für viele andere. Und auch wenn sonst in vielen Redaktionen die Regel gilt: „Über Suizide und Suizidversuche berichten wir nicht.“ Verschweigen kann man so einen Zwischenfall nur schwer. Aber man kann sich wenigstens bemühen, die richtigen Worte dafür zu finden. Und die sollten in so einem Fall sparsam sein.
Denn viele Studien haben inzwischen belegt: Wo viel und detailreich über Suizide berichtet wurde, gab es hinterher noch mehr Lebensmüde, die sterben wollten.
Also müssen wir, die wir es gewohnt sind, Informationen möglichst genau und als Einzelfallgeschichte weiterzugeben, plötzlich Einzelheiten für uns behalten. Ganz bewusst. Denn: Was für eine Rolle spielt es denn eigentlich, wie genau dieser Mensch versucht hat, sich umzubringen? Welche Rolle spielt es, wo genau er gefunden wurde? Und warum muss die Öffentlichkeit erfahren, was genau ihn hat so verzweifeln lassen, dass er nicht mehr leben wollte? Nichts. Wenn man bedenkt, dass dadurch vielleicht weitere Menschen angeregt werden könnten, sich umzubringen.
Dabei darf es dann auch keine Rolle spielen, dass „andere Medien auch schon berichtet“ haben. (Was sie oft genug verantwortungslos tun.) Und sogar, wenn die Einzelheiten von „offizieller Seite“ bekannt gegeben wurden, trägt jede Moderatorin und jeder Reporter selbst Verantwortung, vorsichtig zu formulieren. Denn auch wenn Polizei oder in diesem Fall dann irgendwann der Deutsche Fußballbund über Details sprechen, ihre möglicherweise tragische Wirkung entfalten die Einzelheiten erst, wenn wir sie am Mikrofon in aller Ohren verbreiten.
Also: Weniger ist mehr. Und: Jedes Wort kann zu viel sein.
Gute Hinweise, wie man es richtig macht, gibt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention in ihren Medienempfehlungen.